Silete, silete – Silencium habete!
Das einzigartige Füssener Osterspiel (um 1450) kehrt nach drei Jahren Pause zurück an seinen Originalschauplatz in der Stadtpfarrkirche St. Mang. Dreißig Mitwirkende vor und hinter den Kulissen und rund vierzig weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer engagieren sich bei diesem europaweit einzigartigen Werk aus dem Mittelalter um die Auferstehung Christi.
Der Erwerb des Bühnenstücks um die Auferstehung Christi erfolgte durch das Füssener Benediktinerkloster St. Mang um 1450. Vermutlich spielten die Mönche dieses „Teatrum Sacrum“ bis zur Säkularisation des Klosters. „Spiele dieser Art waren im süddeutschen Sprachraum im späten Mittelalter weit verbreitet. Einzigartig ist, dass unser Spiel mit Regieanweisungen komplett vorhanden ist“, so Richard Hartmann, der als Vorsitzender des Vereins Füssener Festtage Alter Musik e.V. die Spielleitung inne hat.
Regie führt die Füssener Theaterwissenschaftlerin Miriam D. Westerdoll: „Die Regiearbeit stellte die Füssener mich vor einige schwierige und freudvolle Herausforderungen. Kann man den Menschen von heute noch ein Mysterienspiel nahebringen in einer digitalisierten und technologisierten Welt, in der sich künstliche Intelligenz ihren Weg in Kultur und Wissenschaft bahnt und in der mediale Reizüberforderung an der Tagesordnung ist? Im Begriff „Mysterienspiel“ steckt das griechische Wort „Mysterion“, das Geheimnis. Doch gibt es heutzutage noch Raum für Geheimnisse, fragte ich mich. Ja! Ich glaube, dass uns Unergründliches und Magisches stets umgibt! Nur die Sensibilität, dies zu erkennen, stumpft ab in unserer zunehmend surrealen Welt. Doch zum Glück gibt’s die Kunst!“.
Das Intendanzteam wird ergänzt um die international renommierte Musikerin Sabine Lutzenberger (musikalische Leitung) sowie Prof. Dr. Klaus Wolf (Idee und Texte).
Bildnachweis auf dieser Seite: Füssener Osterspiel 2022 – Fotorechte: Füssener Festtage Alter Musik e.V. (Fotografen: Dr. Elke Deubzer, Phillip Eder, Thomas Rimili)
Richard Hartmann, Spielleiter und Erzähler
Gebürtiger Füssener, langjähriger Unternehmer, Eventplaner, Moderator und Kulturschaffender im In- und Ausland. Zwischen 2020 und 2022 zeichnete er als Projektleiter für den Aufbau des „Allgäuer Heimatwerks“ als Kulturinitiative des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung verantwortlich. Als Dozent für Trachtenforschung und Kunsthandwerk ist er bayernweit tätig. Hartmann ist Vorsitzender des „GTuHV D‘Neuschwanstoaner Stamm Füssen e.V.“ sowie von „HeimatUnternehmen Allgäu e.V.“, einer Initiative der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung.
Im Verein „Füssener Festtage Alter Musik e.V.“ zeichnet er seit 2023 verantwortlich als Vorsitzender für die Füssener Festtage Alter Musik. Zusammen mit Prof. Dr. Klaus Wolf erweckte er vor fünf Jahren das „Fiassar Osterspiel“ zu neuem Leben. In der Neuaufnahme des Spiels ist er Spielleiter und erneut in der Rolle des „Erzählers“ zu erleben.


Sabine Lutzenberger, Musikalische Leitung
Die Augsburgerin ist eine international renommierte Interpretin für den Gesang Alter Musik. Ihr Repertoire reicht vom frühen Mittelalter über die Renaissance bis hin zur Musik des Barock. Darüber hinaus ist sie als Interpretin der Avantgarde-Musik hervorgetreten.
Sabine Lutzenberger erhielt ihr Konzert-Diplom im Fach Blockflöte von der Züricher Hochschule der Künste und studierte Gesang der Musik des Mittelalters und der Renaissance an der Schola Cantorum Basiliensis. Wesentliche Impulse für ihr künstlerisches Schaffen erhielt sie als Mitglied des „ensemble für frühe musik augsburg“ und dem Ensemble Mala Punica. 2008 gründete sie das Ensemble PERSONAT.
Solistisch und im Ensemble ist sie regelmäßig auf nationalen und internationalen Festivals für Alte Musik zu hören. Dazu zählen u.a. Konzerte wie beim Festival van Vlaanderen, Festival Oude Muziek Utrecht, Laus Polyphoniae Antwerpen, Festival de Saintes, Festival Le Thoronet, MDR Musiksommer, Resonanzen Wien, Festival Tage Alter Musik Regensburg, Early music Festival Stockholm und den Füssener Festtagen Alter Musik.
Sabine Lutzenberger ist eine der drei Intendanten und Vorstandsmitglied bei den „Füssener Festtagen Alter Musik e.V.“. Seit 2024 ist sie Preisträgerin des „Gabler-Kulturpreis der Füssener Festtage Alter Musik“ und zeichnet in diesem Jahr erstmalig verantwortlich für die musikalische Leitung des „Fiassar Osterspiel“.
Miriam Dunja Westerdoll, Dramaturgie und Regie
Die Füssener Kulturmanagerin wurde in Darmstadt geboren. Ihr Studium der Theaterwissenschaften, der Englischen Philologie und der Sprachwissenschaften führte sie an die Johannes-Guttenberg-Universität Mainz und die Universität Bayreuth. Seit 2011 lebt und wirkt sie in Füssen und hat zahlreiche Projekte mit Schwerpunkt auf dem 16. und 17. Jahrhundert in Kleinkunst, Kammermusik und Theater realisiert. Sie ist Vorsitzende des „Füssener Theater- und Kulturverein e. V.“. Seit 2016 ist sie Mitorganisatorin des Festival „Clavis“ und immer wieder gern gesehene Mitwirkende bei den Füssener Festtagen Alter Musik.
Teile der Neufassung des Urtexts, die Ergänzung des Spiels um den weltlichen Teil, die dramaturgische Überarbeitung des Stücks und ihre geschickte Regie führten das „Fiassar Osterspiel“ 2022 erstmalig zu großem Erfolg. In diesem Jahr ist sie erneut für die Besetzung des Schauspiels, Dramaturgie und Regie verantwortlich.


Professor Dr. Klaus Wolf, Idee und Konzept
Der gebürtige Augsburger doziert als Professor für Deutsche Literatur und Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit mit Schwerpunkt Bayern an der Universität Augsburg. Wolf ist Verfasser der einzigen Bayerischen Literaturgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. U.a. leitet er das Schwäbische Literaturschloss Edelstetten und ist Herausgeber des SCHWABEN-SPIEGEL.
Aufgrund seiner Initiative kehrte das „Füssener Osterspiel“ nach gut 200 Jahren wieder an seinen Originalschauplatz zurück. Klaus Wolf wurde 2024 zum Präsident der Bayerischen Einigung e.V. gewählt.

